Geschichte Erfurts

Geschichte Erfurts

Erfurt bis 1871
Wenn man von Erfurt redet, gibt es zwei wichtige Begriffe: die Via Regia und Waid.
Die Gera bildet hier eine leicht zu durchquerende Furt. So das sich schon früh Handelswege dieser bedienten. Bekannt ist die Via Regia als auch ein Handelsweg von Venedig an die Nord- und Ostsee. Die Notwendigkeit einer Brücke darüber, ergab sich schnell. Handelsreisende und ihr Tross mussten verpflegt werden und benötigten Unterkunft. So wundert es nicht, dass an solch exponierter Stelle eine Stadt entstand.
Waid zur Gewinnung eines blauen Farbstoffes wurde hauptsächlich in Thüringen angebaut. Wobei die Gewinnung des Farbstoffes aus der Pflanze ist ein aufwändiger und langwieriger Prozess. Erfurt entwickelte sich zu einem Zentrum der Waid-Verarbeitung und des Handels mit dem Farbstoff.
Erfurt wurde reich und mächtig. Sie war ebenbürtig mit so bedeutenden Städten wie Köln und Frankfurt. Und, dies brachte Neider auf den Plan – und nicht zu wenige. Die Stadt wurde öfters belagert, um sie von den Handelswegen abzuscheiden.
Erphesfurt 742 bis 1080
Es gibt eine erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahre 742 von Bonifatius an dem Papst Zacharias II. mit der Bitte in „Erphesfurt “ ein Bistum errichten zu dürfen. Das lässt darauf schließen, dass Erfurt zu dem Zeitpunkt bereits eine Stadt mit Befestigungsanlage war.
Im Jahre 1080 wird Erfurt von Heinrich IV. Besetzt und fast vollständig zerstört.
Bau der 1. Stadtmauer im 12. Jahrhundert. 
Aber Erfurt erblühte im 12. Jahrhundert von neuen. Erfurt wurde reich und ab ab 1168 erhielt es eine neue Stadtmauer samt Wassergraben. Dieser war die Wilde Gera, gespeist aus der Gera und der Hirschlache.
Die zweite Stadtmauer und der Ausbau zur  Festungsstadt
Erfurt wuchs uns gedieh. Das Korsett der Stadtmauer wurde zu eng und erste Ansiedlungen vor der Stadtmauer entstanden. So musste eine neuen Befestigung her.  So wurde ab 1350 mit dem Bau einer neuen Stadtmauer samt Wallgraben im Abstand von 100 bis 500 Meter von der alten Stadtmauer begonnen.  Zu erst die 7 Stadttore. Später die Verbindung zwischen den Stadttoren und der Wallgraben. 
Es war eine beachtliche ingenieurtechnische Leistung. Der Wallgraben war nicht mit der Gera verbunden. Das Bedeutet, Gera mit ihren Armen und die Hirschlache mussten mittels Kunstbauten über den Wallgraben geführt werden. Und der Wallgraben musste für ein stehendes Wasser genügend tief sein, denn die Gera hat in der Stadt ein Gefälle von ca. 10 Meter.
Alte Stadtansichten sind rar. Es existieren zwei von Merian. Einmal von 1635 und von 1650. Der letztere 12 Jahre nach dem 30 jährigen Krieg. Vergleicht man beide, fällt der weitere Ausbau der Festungsanlagen ins Auge.  Hier die Stadtansicht von 1650.
Wie groß ist die Stadt wirklich?
Die innere Stadtmauer wird im Süden und Osten von der Wilden Gera begrenzt. Heute dem Juri-Gagarin-Ring. Am nördlichen Ende des Ringes ist noch ein Stück Stadtmauer erhalten. Diese verlief weiter bis kurz hinter der Andreaskirche und endete am Petersberg. Im Westen beginnt sie am Petersberg und geht vor dem neuen Theater bis zum Ring. Man konnte Erfurt locker in 30 Minuten durchqueren.
Das ist nicht groß und schon früh bildeten sich Vorstädte vor der Stadtmauer. Namendlich die Krämpfervorstadt, Brühlervorstadt, Andreasvorstadt, Johannsvorstadt und Löbervorstadt.
Diese Vorstädte benötigten auch Schutz und es wurde ein Festungswall samt Wasserraben um die Stadt gebaut.
Dieser Zustand hielt bis zur Aufhebung des Festungsstatus 1873 an. Da auf dem Merian von 1635 der Festungswall schon existierte, muss es ihn mehr als 250 Jahre geben. 250 Jahre oder noch mehr ist eine sehr lange Zeit. Eine Zeit, in der Erfurt Größen- und Bevölkerungsmäßig nicht wachsen konnte. Der Festungswall war wie ein Korsett.
Stadtansicht von Merian 1650. Die Flussläufe und der Festungsgraben sind Blau und die Grünflächen der Stadtmauer Grün koloriert. Gelb ist der vermutete Weg der Via Regia.
Stadtansicht von Merian 1650. Die Flussläufe und der Festungsgraben sind Blau und die Grünflächen der Stadtmauer Grün koloriert. Gelb ist der vermutete Weg der Via Regia.
Der Anschluss an die Eisenbahn
Die Dampfmaschine und mit ihr die Eisenbahn brachten die industrielle Revolution auch nach Erfurt. Der Anschluss an die Eisenbahnlinie Halle – Eisenach erfolgte in Jahre 1847. Der Bahnhof wurde direkt vor den südlichen Festungswall gebaut und die Gleise durchquerten diesen beim Schmidtstedter Tor und zwischen Löbertor. und Pförtchen.
1869 kam die Linie Erfurt - Nordhausen mit dem Nordhäuser Bahnhof hinzu. Diese lag jedoch außerhalb der Stadt in der Nähe des Dorfes Ilversgehofen.
Mit dem Bahnbau verloren die alten Handelswege Stück um Stück ihre Bedeutung und das Stadtzentrum Erfurts verlagerte sich vom Bereich des Fischmarktes mehr zum Bahnhof hin.
Erfurt nach 1871
871 wurde Thüringen ins Deutsche Reich aufgenommen. 1873 – die Aufhebung des Festungsstatus. Ein Befreiungsschlag für die Stadt. Und die Gründerzeit führte Erfurt vom Mittelalter in der Moderne.
Der Bahnhof wurde auf den südlichen Teil des Festungswalles verlegt und der Rest entfernt. Der Festungsgraben wurde zum Flutgraben umfunktioniert und erweitert, um die jährlichen Überschwemmungen nach der Schneeschmelze zu verhindern.
Das kulturelle Zentrum verlagerte sich endgültig auf den Anger und das Bahnhofsviertel.
Firmen und Fabriken wurden in und um Erfurt gebaut. Die Vorstädte, vom Festungswall befreit, explodierten und damit die Bevölkerungszahl. Diese verdoppelte sich in den nächsten 30 Jahren.
Der Festungsstatus hat uns ein ganz tolles Erbe hinterlassen. Der Stadtkern ist Heute noch so aufgebaut wie in der Stadtansicht vom Merian aus dem Jahre 1650 zu sehen ist.​​​​​​​
Back to Top